Integrationspreis für Zeitungsprojekt NIG

Integrationspreis für Zeitungsprojekt NIG

Artikel in „Neues Gera“ vom 09.10.2020

Integrationspreis für Zeitungsprojekt NIG
„Wir wollen zeigen, wer wir sind“
Von Lars Werner
Im Rahmen der interkulturellen Woche, nutze ein Teil der Redaktion von NIG die Möglichkeit, um das 2019 ins Leben gerufene Zeitungsprojekt „NIG – Neu in Gera“ im Bildungszentrum der Otegau vorzustellen. Drei Ausgaben hat man seitdem veröffentlicht und dabei großes Interesse geweckt, so dass die insgesamt bis zu 20 Personen umfassende und ehrenamtlich tätige Redaktion für den Integrationspreis vorgeschlagen wurde und diesen Anfang September auch gewann. „Während der Verleihung klopfte mein Herz wie verrückt, ich war aufgeregt und gleichzeitig sehr glücklich, dass wir unter den 15 eingereichten Projekten ausgewählt wurden. Das ist eine große Ehre für uns und eine Bestätigung unserer Arbeit in die wir alle viel Herzblut investieren“, erzählt Nour Al Zoubi, die Initiatorin der Zeitung.
Mit ihrer Familie kam Zoubi 2015 nach Deutschland und landete nach kurzem Stopp in Gera letztendlich in Bochum. Vor zwei Jahren kam sie zurück und hatte eine Zeitung mit dem Namen „NID – Neu in Deutschland“ im Gepäck. Seit 2016 wird diese in der Ruhrpott-Metropole von Geflüchteten veröffentlicht, in welcher diese über das Leben in ihrer Heimat, Flucht, Vertreibung, Träume, Liebe, Zukunft und weitere Themen schreiben. Auch Nour Al Zoubi war hier tätig und überzeugt vom Konzept, Menschen mit Hilfe ihrer Geschichten in Form einer Zeitung zusammenzubringen. Wieder in Gera, erzählte die junge Frau über das Projekt mit Suzanne Vöcking von der OTEGAU und stieß bei der Geschäftsführerin auf offene Ohren. „Deutschland wurde zur zweiten Heimat und wir sind dankbar, dass wir hier aufgenommen wurden und beim Neustart Unterstützung erhielten. Wir sind nicht hergekommen, um zu nehmen, sondern wir wollen uns einbringen und das Zusammenleben mitgestalten“, erklärt Zoubi.
Im Arbeitsförder- und Berufsbildungszentrum der OTEGAU arbeiten Migranten in verschiedenen Bereichen und so machte das neue Projekt schnell die Runde und fand weitere Redakteure und Mitarbeiter, um die erste Ausgabe zu veröffentlichen. „Die Zeitung bietet eine Möglichkeit um aufeinander zuzugehen. Wir wenden uns mit unseren Geschichten und Artikeln an Gera und wollen über Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft, Ängste und Träume berichten, um zu zeigen wer wir sind, was uns hierher geführt hat und um miteinander ins Gespräch zu kommen“, berichtet Khitam Sharout, die über eine Freundin auf das Projekt aufmerksam wurde und seitdem mit Leidenschaft und Freude dabei ist. „Wir wollen uns integrieren, da Kontakte oft nicht gewollte sind. Mit NIG haben wir aber jetzt einen sehr guten Ansatzpunkt gefunden und das kommt gut an“, so Sharout weiter.
Auch Ahmad Mestow gehört zum Team und nutzt das Schreiben auch, um die Sprache zu lernen und zu verbessern. Vier Jahre arbeitete der Bauingenieur bereits in Deutschland, konnte nur wenig Deutsch und verständigte sich eher auf Englisch.
Die OTEGAU fungiert als Herausgeber im Hintergrund. Gemeinsam mit deutschen Ehrenamtlichen, wie Journalistin Elke Lier, lernen die jungen Redakteure das theoretische Handwerkszeug kennen. Mit zwei Ausgaben gerade Fahrt aufgenommen, wurde die Redaktion wie vielerorts durch die Corona Pandemie ausgebremst. Die Zeit nutzte man effizient und übersetzte die täglichen Videokonferenzen des OB in verschiedene Sprachen und veröffentlichte diese auf den Seiten von NIG, so dass jeder Anwohner der Stadt die Bestimmungen kannte und somit auch einhalten konnte. Die Redaktionsarbeit konnte jetzt wieder aufgenommen werden und neben Studium und Beruf arbeitet man jetzt an Layout und Beiträgen für die kommende Ausgabe, welche im Dezember 2020 erscheinen wird.
Die vom Land Thüringen geförderte Zeitung ist dann in der Bibliothek, im Metropol Kino, bei der Otegau, in der Bücherei Schmidt auf Veranstaltungen in Papierform und im Netz unter www.nig-otegau.de als PDF-Download erhältlich.

Link zur neusten Ausgabe von NIG (PDF)