Mirjam Kruppa zu Gast im OTEGAU-Standort Gera-Bieblach

Mirjam Kruppa zu Gast im OTEGAU-Standort Gera-Bieblach

Mirjam Kruppa, die Thüringer Beauftragte für Integration, Migration und Flüchtlinge, war heute zu Gast in Gera und besuchte dabei auch den OTEGAU Standort in Bieblach. Unsere Stadtteilmanagerin Janet Klinger, die Kolleginnen und Kollegen der Projekte Stadtteilmütter, Infopoint, Kita-Einstieg, nig und ThINKA berichteten anschaulich von ihrer Arbeit.

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Artikel der OTZ vom 02.09.2022
Antidiskriminierungsstelle für Gera gefordert
Thüringer Landesintegrationsbeauftragte Mirjam Kruppa auf Informationstour in Volkshochschule, Interkulturellem Verein und Otegau

 von Elke Lier

Gera. „Niemals hätte ich in meinem Erfurter Büro per Telefonat oder Mail so viel erfahren wie heute in Gera, von den Sorgen und Erfolgen in der Integrationsarbeit. Und nie hätte ich so viele engagierte Menschen der Stadt kennengelernt.“
Dieses Fazit zog Landesintegrationsbeauftragte Mirjam Kruppa nach einem für sie „spannenden Tag“ ihrer Tour am 30.August.
Begleitet wurde sie von ihrer Referentin Anja Flaig und in Gera empfangen von Sandra Wanzar (parteilos), Beigeordnete für Jugend und Soziales und Nicole Landmann, der Geraer Integrationsbeauftragten

In Deutschstunden hospitiert
An der Volkshochschule testete der Erfurter Gast mit Volkshochschuldirektorin Petra Meyenberg den an der Schule versteckten Geocache, einen von sechs Thüringer Integrationsschätzen der Geotour für Fans und Familien. Da die Volkshochschule als Schatzpatin den Sprach-Cache verwaltet, hospitierten die Gäste in einer Deutschstunde bei Ulrike Heinz. Sie bereitete ihre Schüler aus acht Nationen auf die B1-Prüfung vor. Akbar und Noom aus Afghanistan demonstrierten in einem flüssig auf Deutsch geführten Dialog, dass sie angstfrei ins Examen gehen können.
Akuter Dozentenmangel bei wachsend hohen Ansprüchen des Bundesamtes für Migration an deren Qualifikation treibt die Chefin der Volkshochschule um. „Uns fehlen die Lehrer für mehr Kurse.“
Ähnlich sei die Situation in den Geraer Kindereinrichtungen. Plätze seien da, so Nicole Landmann, aber es mangele am Personal. Ebenso wie in den Schulen. Sandra Wanzar wünscht sich für die Schulen künftig mehr Professionen wie Sozialarbeiter, Psychologen, Erzieher und Muttersprachler als Vermittler für einen funktionierenden integrativen Schulbetrieb.

Integrationsbeirat im Aufbau
Weiter ging die Tagestour nach Lusan. Den Interkulturellen Verein stellte Olga Lange als einzige Thüringer Migrationsorganisation für mehrere Ethnien vor. „Sehr gut organisieren hier zwei Ukrainerinnen Selbsthilfe für die Neuankömmlinge aus den Kriegsgebieten. 80 ukrainische Kinder beendeten ihre Sommerakademie bei uns mit einem Fest und der Musik von Solisten des Kiew Sinfonieorchesters.“
Bei der Diskussionsrunde mit dem Geraer Netzwerk Integration mit Vertretern der Flüchtlingssozialarbeit erlebte Kruppa die offene Ansprache großer Sorgen. So zeigte sich nicht nur Netzwerksprecherin Christine ten Venne beunruhigt vom wachsenden Rassismus und der Diskriminierung von Ausländern. Man brauche ortsnah eine Antidiskriminierungsstelle, wohin sich Betroffene wenden können.
Um die Uninformiertheit vieler Geraer und auch Stadträte über die zehn Prozent Migranten in Gera abzubauen, warb Mirie Almahammad aus Syrien für den Integrationsbeirat. „Wir wollen mit unserem Vorhaben in die Fraktionen gehen und im Stadtrat einen Einwohnerantrag stellen, um hier eine Stimme zu bekommen und beratend tätig zu sein“ Das könne sie über Landtagsmitglieder nur unterstützen, versprach Mirjam Kruppa.
Angesichts der dringend nötigen Verbesserung der fachlichen, Fristen wahrenden und freundlicheren Arbeit der Ausländerbehörde, die vielfach gefordert wurde, verwies Kruppa auf die positive Wirkung eines allmählich wachsenden Ausländeranteils in den Behörden.
Rassismus und eine gefürchtete Behörde in Gera hätten schon manchen ausländischen Investor, Spezialisten oder Arzt aus dem Ausland aus Gera vertrieben, hieß es.

Begeistert von Stadtteilmüttern
Nächste Station war das Stadtteilbüro Bieblach-Ost mit seiner neuen Stadtteilmanagerin Janet Klinger. Wie sich in diesem Stadtteil mit einem Ausländeranteil von 25 Prozent Stadtteilbüro, Infopoint und Stadtteilmütter für ein gutes Zusammenleben zwischen Einheimischen und Migranten bemühen, darüber informierte Suzanne Vöcking, Geschäftsführerin der städtischen Fördergesellschaft Otegau. Konfliktpotenziale wie Ordnung und Sauberkeit, Ruhe und Hausordnung werden vom Infopoint mit den Wohnungsgesellschaften gelöst, im ThinkA-Projekt finde Beratung statt, und die Stadtteilmütter, ein Novum für Kruppa, stellten sich ihr vor. „Wir gehen in die Familien“, erklärte Simar Bitar. „Da wir Migrantinnen sind und Arabisch sprechen, hat man zu uns Vertrauen. Wir beraten zu Gesundheit, Kindergarten, Schule, Beruf und holen Familien aus der Isolation.“
Als Gastgeschenk überreichte Suzanne Vöcking der Landesintegrationsbeauftragten die bisher sechs Ausgaben der Geflüchtetenzeitung „nig-neu in Gera“. „Nur aus Gera ist mir in Thüringen eine solche Zeitung bekannt“, so Mirjam Kruppa.
Spontan besuchte sie den Imbiss „Damaskus“ und erfuhr von Chefin Khetam von den Schwierigkeiten beruflichen Neuanfangs in Deutschland, aber auch von ihren Plänen. 
Wie Integration in der Stadt spannend bleibt, werden das geplante Sprachcafe‘ im Lusaner Schullandheim und ein Interkultureller Garten der Diakonie in Bieblach vielleicht bei Kruppas nächstem Gera-Besuch zeigen.